Die heutige Garnfarben scheinen mir "unreiner" als in den 80er oder zu Beginn der 90er Jahre. Sie leuchten bei gleichem Farbton weniger, sind "milchiger", "schmutziger", "melierter", "verwaschener". Und bei aller Buntheit ist die Farbwelt der Garne dadurch langweiliger und unscheinbarer geworden. Kaum noch ein Farbton ist wirklich als edel oder elegant zu bezeichnen, es ist viel 08/15 dabei. Die Tatsache, dass immer mehr Farbverlauf-Produkte in immer mehr Variationen auf den Markt geworfen werden, täuscht nur schlecht über die Tatsache hinweg, dass die wirklich edlen Farbtöne einfach nicht mehr existieren. Dabei meine ich nicht den eigenen Geschmack (ob einem Blau, Grün, Braun, Grau oder Pink steht, ist eine ganz andere Frage), sondern die Farbtonqualität. Mich würde interessieren, ob andere das auch so sehen, und ob sich damit das Angebot dem Markt angepasst hat, oder durch Kostensenkungen und andere wirtschaftliche Gesichtspunkte einfach an der Farbqualität gespart wird.
Vielen Dank an Martine für die heutige Frage!
Ähm, das ist keine Frage, sondern eine astreine Meinungsäußerung, verbunden mit der rhetorischen Frage "sehen Sie das auch so?" Auf sowas stehe ich nicht, deshalb fällt meine Antwort heute etwas prononcierter aus.
Aber gut, nehmen wir das Ganze auseinander und sagen meine Meinung dazu.
1. Die heutige Garnfarben scheinen mir "unreiner" als in den 80er oder zu Beginn der 90er Jahre. Sie leuchten bei gleichem Farbton weniger, sind "milchiger", "schmutziger", "melierter", "verwaschener". Und bei aller Buntheit ist die Farbwelt der Garne dadurch langweiliger und unscheinbarer geworden.
Nunja, es lohnt sich, an dieser Stelle sehr zu differenzieren. Bei den Wollmeisengarnen kann ich jetzt nichts milchigeres, schmutzigeres, melierteres oder verwascheneres erkennen als in den Farben der 80er und 90er Jahre. Auch wenn ich die Farbpalette bei den Shetlandgarnen anschaue, ist da einiges meliertes dabei, aber bei näherem Betrachten finde ich da wunderbar klare Farben drunter. Ist jetzt bei einer Farbpalette von stramm 180 Farben nicht ganz so einfach, die zu sehen, aber es geht, versprochen!
Immerhin steht in diesem Satz noch "scheinen mir", der Rest ist dann eher eine vermeintliche Tatsachenbeschreibung.
2. Kaum noch ein Farbton ist wirklich als edel oder elegant zu bezeichnen, es ist viel 08/15 dabei.
Dieser Eindruck liegt im Auge der Betrachterin und der Weite des Horizonts. Für mich gibts da zwei Dimensionen, von denen nur die eine beleuchtet wird, die jedoch meines Erachtens untrennbar verbunden sind: Material und Farbe. Klar kann ich mit einem zur Unkenntlichkeit behandelten Superwashgarn farblich machen, was ich möchte. Aber will ich das wirklich? Was soll daran edel sein? Oder will ich den Charakter des Garnes mit einer Farbgebung untermalen? Ich wär ja für letzteres, denn nur in der Zusammensetzung von Garn und Farbe zeigt sich der wirkliche Adel. Farbe allein ist flach wie'n Bügelbrett, Garncharakteristika stehen schon eher für sich.
3. Die Tatsache, dass immer mehr Farbverlauf-Produkte in immer mehr Variationen auf den Markt geworfen werden, täuscht nur schlecht über die Tatsache hinweg, dass die wirklich edlen Farbtöne einfach nicht mehr existieren.
Tatsachen, soso. Das postuliert, dass die Aussage nicht mehr existenter edler Farbtöne stimmt. Tut sie nicht, jedenfalls nicht meiner Erfahrung nach. Im Gegenteil: heute habe ich die Wahl, wie ich meinen Stil wähle. Ich kann ursprüngliche Garne verarbeiten, ohne dass ich zwangsläufig die "Müslitante" darstelle, ich kann Mischungen wählen und dennoch gediegen wirken, ich kann ein Garn wie Summer Tweed zu einem bürotauglichen Jacket verarbeiten, obwohl das Zeug wirkt zusammengeschmissene Materialreste (strickt sich auch so und am Ende kommt was Großartiges raus, das sich traumhaft trägt). Geht alles. Und für alle Szenarien, edel, robust oder officelook, kann ich die passenden Farben und Farbschattierungen finden.
Was Farbverlaufsgarne mit edlen Farben zu tun haben soll, hab ich nicht verstanden. Grade die verwischen ja die Farben, streng genommen.
4. Dabei meine ich nicht den eigenen Geschmack (ob einem Blau, Grün, Braun, Grau oder Pink steht, ist eine ganz andere Frage), sondern die Farbtonqualität.
Jo, die ist heute vielfältiger als früher, und wenn ich ein bisschen neugierig und offen an die Sache drangehe, statt nach Haaren in der Suppe zu suchen, finde ich auch meine edlen Farbtöne. Gottseidank!
5. Mich würde interessieren, ob andere das auch so sehen, und ob sich damit das Angebot dem Markt angepasst hat, oder durch Kostensenkungen und andere wirtschaftliche Gesichtspunkte einfach an der Farbqualität gespart wird.
Ah, und hier kommt die Frage, sieh mal einer guck. Meine Antwort ergibt sich aus 1. bis 4. Nein, sehe ich nicht so, definitiv nicht. Der Markt hat sich in den letzten Jahren extrem diversifiziert, in Garnqualität und Farbqualität. Das Schöne ist, dass erlaubt ist, was gefällt, und dass es dazu jeweils die entsprechenden Garne und Farben gibt. Ich kann mich lustig in allen möglichen Farben austoben, es mal stilbrüchig, mal stilbetont haben. Die Zeit heute und ihr Angebot ist ein wirklich echter Gewinn, anders kann ich es nicht sagen. Und ich stricke seit Ende der 70er Jahre.
Adventskalenderspinnen bis Tag 6
vor 12 Stunden
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