Ja, ich bin in Urlaub. Wunderbarerweise hab ich tatsächlich drei Wochen und zwei Tage Urlaub, davon zwei Wochen und vier Tage außer Haus.
Hier bin ich gelandet. Wie schon im letzten Jahr hats mich ins Dithmarsche gezogen in ein winziges Dörflein, von dem man praktisch nur zu Fuß wegkommt (okay, Fahrrad mag mein empfindlicher
derriére nicht so wirklich). Die Pension ist sehr fein, freundlich, hübsch, schönes Zimmer, und irgendwie ziemlich weit außerhalb. Genau so wollte ich das. Der Strand liegt ungefähr 2.500 Schritte von der Pension weg, wenn ich einkaufen möchte, kann ich in den Hofladen gehen (1,5 km zu Fuß ein Weg). Wenn ich in einen Supermarkt möchte, sind das schon 7 km ein Weg und der Bus fährt nur alle anderthalb Stunden. Ergo: Ich fahre eine Strecke und laufe die andere. Denn: Ehrensache, ich habe natürlich mein Auto daheim gelassen, die Koffer (Bücher, Strickzeug, ein paar Klamotten etc.) schonmal voraus geschickt und mich selbst hinterher bewegt.
Hier wird der Kopf frei, so richtig frei. Wenn man sich die Seele aus dem Leib latscht (letztes Jahr ungefähr 120 km), bekommt das Leben ungefähr den Rhythmus der Schritte, die man macht. Auf der Deichkrone im September pfeift der Wind, dass selbst ich um ein Haar weggeweht werde. Schön ist das, sehr schön!
Vorgestern gabs allerdings die ersten Blasen, da hatte ich mich doch von der Freiheit der Gegend überwältigen lassen. Ist aber auch nicht schwer, wenn man einem solchen Szenario gegenübersteht und eigentlich nur bis zum "Ende der Straße" laufen möchte. Nach ungefähr acht Kilometern merkt man, dass die Straße nicht endet, nur die Kraft in den Beinen lässt nach. Und dann habe ich einen Fehler gemacht: Ich hab mich mit Buch auf die Deichkrone gesetzt *hüstel
Am Ende hab ich mich dann schön an der Zunge heim geschleppt und meine wunden Fußsohlen verarztet. Und ich hab mir versprochen, das nächste Mal wenigstens in der Pause die Schuhe auszuziehen, damit die Socken trocknen können. Naja, aber es hat sich gelohnt, diese Weite habe ich schon lang nicht mehr gehabt, im Herz nicht und im Blick nicht.
Wisst Ihr, was das Schönste ist? Ich darf die Klappe halten ... einfach nichts reden, sondern lesen, Bücher hören, stricken, meinen Gedanken nachhängen und laufen, laufen, laufen.