Nachdem ich
Jinx heute früh - ähm - etwas angegangen bin, weil ich "meinen" Herrn Tolkien nicht gut behandelt fand, hab ich mich mal hingesetzt und meine persönliche Liste der Bücher aufgeschrieben, die ich gerne gelesen habe. Sie ist überhaupt nicht vollständig, nicht repräsentativ und auch nicht irgendwie priorisiert, weil ich das nicht hingekriegt hätte. Ich hab einfach vor mich hingeschrieben, was ich mochte und am Ende warens die, die jetzt folgen. Ich hab sie auch nicht nummeriert, wüsste nicht, warum.
J.R.R. Tolkien: Herr der Ringe, das Silmarillon, Der kleine Hobbit: Ich höre den Herrn der Ringe jedes Jahr und finde immer noch neue Aspekte drin. Das macht ein gutes Buch für mich aus. Beim Silmarillon hatte ich zunächst etwas Mühe und finds immer noch ziemlich arg blutig, der kleine Hobbit ist einfach ein schönes Kinderabenteuerbuch.
Carlos Ruiz Zafón, Der Schatten des Windes: Sehr feines Buch, er hat eine ungewöhnliche Idee verarbeitet und das richtig gut, wie ich finde.
Jane Austen, alle, die ich kenne (
Stolz und Vorurteil, Verstand und Gefühl, Die Abtei von Northanger und Emma): ich finde ihre Art zu schreiben grandios. Einerseits gesellschaftlich-langweilig, andererseits unglaublich wunderbar bissig-ironisch
Katherine Neville, Das Montglane-Spiel: Auch hier finde ich die Idee und ihre Umsetzung klasse, gut durchdacht und aufgebaut
Oriana Fallaci, Ein Mann: Das Buch beschreibt ihre Biographie mit ihrem Lebensgefährten, dem griechischen Widerstandskämpfer Alexandros Panagoulis. Sehr intensiv. Spätere Bücher mochte ich überhaupt nicht, das hier habe ich sehr gerne gehabt
Hans Fallada, Kleiner Mann was nun: Mochte ich gerne, wenn ich es auch ein wenig düster fand.
Haruki Murakami, Gefährliche Geliebte, war eines der "muss man gelesen haben" Bücher, das sich wirklich gelohnt hat.
Cees Nooteboom, Die folgende Geschichte. Die hab ich aus dem literarischen Quartett, das war wohl das einzige Buch, das die alle gleichermaßen gut fanden. Ich auch.
Joanne K. Rowling, die Harry Potters: Alle gelesen, sehr gerne gehabt. Gleichzeitig finde ich viele, viele Reminiszenzen zum Herrn der Ringe, bis hin zu wörtlichen Zitaten oder Ideen. Ich würde sie als Epigonin von Tolkien bezeichnen, das aber dann wieder meisterlich.
Charlotte Bronte, Jane Eyre, beklemmend wie alles von den Bronte-Sisters, aber gut
Emily Bronte, Wuthering Heights, auch das gehört zu meinen guten Büchern
Mary Ann Shaffer und Annie Barrows, Deine Juliet (englisch. The Guernsey Literary and Potatoe Peel Pie Society): Briefroman, wunderschön geschreiben.
Barbara Tuchmann, Der ferne Spiegel: Historische Beschreibung des Mittelalters, wie ich bislang keine bessere gefunden habe.
Barbara Tuchmann, August 1914: Beschreibung des Weges hin zum Ersten Weltkrieg. Auch das brillant, wobei Frau Tuchmann unserem alten Kaiser nicht viele gute Seiten lässt. Sehr bissig zuweilen, die Dame. Dennoch ausgesprochen lesenswert.
Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise. Das ist einfach ein wirklich gutes Buch.
Sten Nadolny, die Entdeckung der Langsamkeit: Das Buch hat mich langsam werden und das gut finden lassen. Sein anderes bekanntes Buch, Selim oder die Gabe der Rede, habe ich nicht ertragen, das war zu sehr im Zeitgeist der 1970er Jahre geschrieben.
Jorge Volpi, Das Klingsor-Paradox: Sehr konstruiert, aber genussvoll gelesen. Am Ende war ich ein bisschen sauer, aber ich kanns immerhin verstehen, warum das Ende so war, wie es war.
Gabriel Garcia Marquez, Liebe in den Zeiten der Cholera: Die bewegenste Liebesgeschichte, die ich kenne
Isabel Allende, Das Geisterhaus: Ihr erstes Buch, das ich gelesen habe. Von ihr das Beste, alle weiteren fand ich eher zum Abgewöhnen
Eva Ibbotson, Die Morgengabe: Kitschroman, aber schööön. Ich habs sehr gemocht zu der Zeit, als ich es gelesen habe.
Jetzt wirds wirklich Aua für Frau Jinx:
Rosamunde Pilcher, alle, die ich 2001 zu fassen kriegte: Ich hatte damals ein Burn-out-Syndrom und im Burn-out eine Lungenembolie. Ich war völlig runter und zu nichts in der Lage, musste mich aber irgendwie zum Leben bewegen. Da hab ich Muttern gebeten, mich mit Rosamunde Pilchers zu versorgen, weil ich fand, ich müsste mal ein bisschen nach England abtauchen. Ich habe sie gefuttert wie andere ihr Mittagessen. Deshalb muss sie da rein, danach hab ich nämlich wieder angefangen, zurechnungsfähig zu werden.
Marily French, Tochter ihrer Mutter: Das habe ich 1992 gelesen, während ich einen siebenwöchigen liegenden Aufenthalt im Krankenhaus überstehen musste. Es hat mich damals sehr beschäftigt.
Umberto Eco, der Name der Rose: Immer wieder fein zu lesen, seine weiteren Bücher mochte ich nicht so sehr.
Dostojewski, Die Brüder Karamasov: Auch mehrfach gelesen, das steht für mehrere Bücher von ihm, dies mochte ich am liebsten.
Boris Pasternak, Dr. Schiwago: Jaja, klingt nach Herz-Schmerz-Schnulze, enthält aber (okay, im Gegensatz zum Film) großartige philosophische Betrachtungen
Bodo Kirchhoff, Infanta: Noch eins meiner Krankenhausaufenthaltbücher von 1992. Fand ich sehr schön, aber die Beschreibung, wie einer die "Delikatesse" bebrütete Eier isst (es knackt so schön, wenn man auf Beinchen und Flügelchen beißt) war schon etwas bäh.
Hans Bemann, Stein und Flöte: Sehr ungewöhnliches Märchen, ich habs gern gelesen.
Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis, Trilogie in sechs Bänden. Wunderbar albern und immer wieder gut. Okay, beim fünften und sechsten war ich etwas erschöpft, aber Adams hatte schon eine feine Schreibe
Douglas Adams und Mark Carwardine, Die letzten ihrer Art. Witzig und doch ernst die Reise zu aussterbenden Tierarten.
Robert Schneider, Schlafes Bruder: beklemmend und doch wunderschön
Charles Dickens, David Copperfield: Ich hab keinen großen Bezug zu Charles Dickens, habe David Copperfield gelesen, weil das sein autobiografischster Roman sein soll. Ich hab ihn sehr gemocht.
Daniel Kehlmann, Die Vermessung der Welt: Feine Lektüre, ich habs im Urlaub gelesen und Spaß daran gehabt.
Manfred Krug, Mein schönes Leben: Erzählt seine Geschichte bis zum Beginn der Schauspielausbildung. Wunderbar geschrieben, wirklich wunderbar!
Nelson Mandela, Der lange Weg zur Freiheit: Den habe ich nach den Pilcher-Büchern 2001 gelesen und seither immer wieder.
Wolfgang Hildesheimer, Mozart: Ich kannte von Mozarts Biographie damals nur das, was im Kinderbuch "Donnerblitzbub Wolfgang Amadeus" stand. Hildesheimer hat ihn mir neu nahegebracht.
Frank McCourt, alle drei Bücher. Selbst das letzte hab ich noch gerne gelesen, was selten ist bei einer solch Spätentdeckung
Laurence Sterne, Tristram Shandy: Die Kunst des Abschweifens zur Perfektion gebracht. Der Ehevertrag der Eltern ist glaub ich vier Seiten lang und besteht aus einem Satz.
Rudyard Kippling, Das Dschungelbuch: klar, oder?
Hermann Hesse, Narziß und Goldmund: Das einzufügen ist meinem jugendlichen Ich geschuldet. Das musste sein.
Marion Zimmer-Bradley: die Darkover-Reihe: Bis auf die letzten Bücher, wo sie eine Ko-Autorin hatte, ist diese Welt sehr schön erzählt. Sie hat mir durch eine zweite Reha-Zeit geholfen.
Ildefonso Falcones, Die Kathedrale des Meeres: Historischer Roman; es geht um eine Kirche in Barcelona, die vom Volk gebaut wurde. Ich war in der Kirche, als ich das Buch gelesen habe. Wunderbares Buch.
Judith Lennox, Alle meine Schwestern: Sittengemälde und zum Teil sehr beklemmend, aber ich habs sehr gemocht.
Simon Singh, Fermats letzter Satz: Nicht wegen der literarischen Qualität, sondern wegen der Fähigkeit, selbst mir Fermats letzten Satz und seine Lösung verständlich zu machen. Das Buch habe ich mehrfach sehr gerne gefressen.
Douglas R. Hofstadter, Gödel, Escher, Bach: Fast ein Arbeitsbuch, es geht um "seltsame Schleifen" und ich finds schwierig, aber gut geschrieben.
Iwan A. Gontscharow, Oblomow: Eigentlich geht’s um einen Mann, der auf einem Sofa sitzt. Uneigentlich wars einfach ein gutes Buch.
Goethe-Zelter Briefwechsel: Obwohl das etwas komisch geschrieben ist, hab ich den gern gelesen.
Dan Brown, Das Sakrileg: Das habe ich verschluckt, einfach mit einem Haps. Das Buch fand ich ausgesprochen spannend, es hat mich zu noch ein paar weiteren Sekundärbüchern inspiriert (z.B. Der Heilige Gral und seine Erben), die nächsten Bücher von ihm fand ich zum Abgewöhnen!
Krimireihe von
Sue Grafton: War eine Buchhändlerinnenempfehlung. Und endlich mal eine Detektivin, die justament dann aufs Klo muss, wenns spannend wird. Sie hat auch mehr mit ihrer Smith and Corona (=Schreibmaschine) zu tun als mit ihrer Smith and Wesson.
Krimireihe von
Henning Mankell: Er ist ein wunderbarer Erzähler. Leider hat er es nicht mehr ganz so gut verstanden, der Tocher von Wallander eine Persönlichkeit zu geben, deshalb ist die Serie wohl ihrem Ende zugegangen.
Krimireihe von
Elisabeth George: Bis auf die letzten paar Bücher habe ich die sehr gerne gelesen, auch wenn die Dinger immer beklemmender wurden. Leider versteht sie es nicht halb so gut wie Henning Mankell, die losen Enden am Schluss wieder zu verknüpfen.
Krimireihe von
Donna Leon: Allein schon die Beschreibung des Mahles im Haus Brunetti war schon das Lesen wert.
Irene Dische, Großmama packt aus: Sehr schön erzählte Geschichte.
François Lelord, Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück. Zunächst ging mir die Naivität auf die Nerven, dann aber hab ichs gerne gehört.
Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig: Steht hier für die sehr hintergründigen Komödien von Shakespeare. Dieser Mensch hat es sehr gut verstanden, immer wieder zu entlarven.
Komödien von Plautus und Terenz: durchaus deftiger Lesestoff
Astrid Lindgren, alle Gängigen, vielleicht nicht so sehr Karlson vom Dach. Sie hatte eine unnachahmliche Art zu schreiben.
L.M.Montgomery, Anne of Green Gables: Feines Kinderbuch, das höre ich immer wieder, wenn ich grade mal die "Mama, ich will auf den Arm"-Phase habe.
Connie Willis, "Die Jahre des schwarzen Todes" und
"Die Farben der Zeit": Vor allem der letztere Band ist unglaublich skurril geschrieben, während das erste Buch eher (aber nicht durchgängig) ernst ist. Das war meine Entdeckung der letzten zwei Monate.
Adrienne Martini, The sweater-quest – my year of knitting dangerously. Hab ich gerne gelesen, weil ich mich darin wundervoll wiedergefunden habe.
Vermutlich drücke ich gleich auf den "Post veröffentlichen"-Knopf und stelle fest, dass ich mindestens vier gute Bücher vergessen habe. Ist aber wurscht, ging ja nur darum, mal die eigenen guten Bücher aufzuschreiben. Diese Bücher "muss man" nur dann gelesen haben, wenn "man" dran Spaß hat und ich hatte - okay, wenn auch nicht immer Spaß daran, so doch bei allen etwas Besonderes gefunden.
Ich hab danach nach Büchern gesucht, die ich gar nicht mochte. Da ist mir vor allem eins eingefallen:
Katherine Neville, Die Botschaft des Feuers: Das Buch finde ich persönlich eine Frechheit, weil platte Nachahmung vom Montglane-Spiel. Schlechte Charaktere, mieser Aufbau, wirre und botschaftsfreie Handlung. Das Ding hat mich wirklich furchtbar geärgert, ich weiß ja, dass sie es besser kann.
Nicht ganz so schlimm ist
Jostein Garder, Sophies Welt. Da habe ich mich veritabel durchgequält und nicht verstanden, warum die Leute das damals so klasse fanden. Als Jugendbuch ist es okay, mich hats nicht wirklich gefesselt.
Bei anderen ist es oft so, dass ich schlicht nicht reingefunden habe oder sie mir zu der Zeit, als ich sie gelesen habe, auf den Geist gingen. Sie sind hier und kriegen eine zweite Chance, denn ich bin sicher, manche von ihnen könnte ich irgendwann mögen. Das von Katherine Neville werde ich nie mögen, das geht mir auf den Geist.