Dienstag, 20. März 2012

Dienstagsfrage 12/2012

Das Wollschaf meint diesmal:
Einmal vom Virus des Stricken´s angesteckt, legt man nicht so schnell die Nadeln wieder zur Seite.
Mit viel Geduld testet man auch gern mal etwas Neues aus.
Doch habt ihr schon einmal ein Muster versucht, und seit kläglich daran gescheitert.
Trotz immer wieder erneuter Versuche, hat es vorne und hinten nicht so aus geschaut wie es sollte, oder die Maschen wollten nicht so wie beschrieben?
Wie viel Ausdauer habt ihr, bis ihr aufgebt?
Sucht ihr nach einiger Zeit nach einem ähnlich ausschauenden Muster oder legt ihr das Projekt ad acta?
Wie händelt Ihr diese Situation?
Vielen Dank an Sylvia für die heutige Frage!

Ich stricke ja noch nicht so lange wieder nach Anleitungen (seit 2008) und bislang ist mir das einmal passiert. Und da habe ich nicht aufgegeben, sondern aufgehört. Das ist ein Unterschied. Ich hab nämlich das Garn noch und mit der Anleitung habe ich eine Rechnung offen, die wird noch gestrickt. 

Es geht um Inishmore von Alice Starmore. Und da war nicht die Anleitung schwierig (okay, bis zu 36 mal pro Reihe Zopfen ist jetzt nicht trivial und vor allem einfach anstrengend, vor allem bei Nadelstärke 5), sondern mein Kopf noch nicht in der Logik von dem Ding und in der Denke von Alice Starmore. Ich konnte mich ums Verr... (piep) nicht entscheiden, welche Größe ich stricke, und hab vor lauter das soll passen, die größte Größe genommen - aber mit sehr viel dickerem Garn. Ergebnis: Das Ding war 73 cm im Rückenteil, was bedeutet, ich hätte darin ungefähr eine 3-Zimmer-Wohnung bauen können. Da ich gleichzeitig auch nicht sicher war, ob ich das Teil nicht doch lieber als Jacke wollte, hab ich es gar nicht so ganz ungern wieder aufgezogen. Jetzt wartet es auf den nächsten Versuch und der kommt bestimmt. Das Garn hat eine geile Farbe, die Jacke wird bombastisch - irgendwann, wenn ich mir wieder mal so ein richtiges Suhlen in Zugmaschen geben möchte (linke Maschen verschränkt ist eine ähnliche Strafe wie 36 Verkreuzungen pro Reihe, das nur nebenher).

Inzwischen habe ich drei andere Starmores gestrickt und sitze an der vierten, jetzt weiß ich ihre Präzision sehr zu schätzen.

Ansonsten habe ich schon sehr schwierige Sachen gestrickt und auch schön geflucht dabei, weil ich den Schnabel so voll genommen habe, von wegen ich muss was Interessantes stricken. Eine Jacke war fast jenseits meines Vermögens. Die war wunderschön, gar nicht schwer zu stricken, aber für eine Größe, die so weit unterhalb meiner eigenen Größe lag, dass ich bis zur letzten Anprobe nicht sicher war, ob ich die wirklich passend hinbekomme. Zumal - und da befinden wir uns dann jenseits des eigentlichen Musters - ich mir dann auch noch überlegt habe, dass ich die anders stricke als angegeben. Erster Versuch großes Fair Isle, Größe außerhalb meines Horizontes und dann direkt improvisieren, das ist irgendwie typisch für mich. Dass das hingehauen hat, dafür habe ich einige Kniefälle vor den Herrscherinnen edler Maschenkunst und goldener Hände gemacht.

Ich finde sowas übrigens nicht schlimm. Irgendwie zeigt das, dass ich zwar ganz schön gut bin in dem, was ich mache, aber nicht annähernd gut genug, um hochnäsig zu werden. Ich hab solide Handwerkskunst drauf und wenn mich der Hafer sticht, gibts von besagten Gottheiten des Strickens und der guten Dinge eins auf die Nase. Ist okay so, das hilft, nicht nur beim Stricken schön mit den Füßchen auf dem Boden und vor allem sich der eigenen Fehlbarkeit bewusst zu bleiben.

Ansonsten gebe ich bei Projekten eher auf, weil ich mich in Muster oder Garn oder beidem vertan habe und die Dinge einfach nicht "liebe". Wenn ich was stricke, muss ich es wirklich mögen, sonst hats keinen Sinn, mich daran zu versuchen. Alles andere würde schlicht ein Gewürge und dafür ist meine Zeit zu schade. Dann lieber einen wenn auch harten Schnitt und eine Alternative suchen, die dann wirklich dem entspricht, was ich mag. Und da gibts noch vieles, was darauf wartet, dass ich es bastle. Unter anderem Inishmore. Als Jacke.

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