Freitag, 19. Juni 2009

Schmerz / Sorry, no English

Eigentlich habe ich mit 47 Jahren schon eine Reihe von Püffen und Stolpersteinen hinter mir. Ich finde ja ganz eigennützig, es waren hinreichend Püffe. Irgendeine Instanz dieses Universums sieht das anders als ich, sie findet, ich kann mal wieder einen Schlag verkraften. Der heutige fühlte sich so an, als würde ich fröhlich spazieren gehen und aus irgendeinem Gebüsch kämen ein paar Leute und prügelten wild auf mich ein, nur mal so, weil Freitag ist.

Ich verstehe es nicht, wirklich nicht. Obwohl nein, das stimmt nicht, ich verstehe es, aber ich will es nicht wahrhaben. Da ist ein Mensch, der sich so sehr unterdrückt fühlt, dass er nicht anders kann, als um sich zu hauen, nicht merkend, dass er nicht unterdrückt wird und dass er durch dieses um sich Schlagen selbst zu Schläger wird. Und einer solchen Fehlinterpretation, so finde ich, wohnt die größte Brutalität inne, die dieses Dasein zu bieten hat. Da wird jemand zum Aggresor, weil er glaubt, andere griffen ihn an. Unvorstellbar, aber wahr.

Ein vermeintlich anderer bin ich grade. Und ich kann nichts machen, das ist das Unfassbare. Habe ich letzte Woche noch groß getönt, ich würde entscheiden, wer mich ärgern dürfe? Vielleicht ist das die Quittung für mein großes Maul. Jetzt hat mir jemand ein Brett vor die Nase gehauen, das so schmerzlich ist, dass ich gar nicht anders kann, als zu brüllen, so laut es nur geht. Dumm nur, dass ich mir die Lunge leerschreien kann, das gebeutelte Opfertier kann nicht ablassen. Nicht wegen mir, sondern wegen ihm selbst. Er hat in sich etwas so zutiefst Selbstzerstörerisches, dass er grade veritabel und ohne die geringste Ahnung mich mit in den Strudel zieht. Ist das bitter? Ja, das ist sehr bitter.

Welche Instanz in unserem Universum hat uns Menschen die Fähigkeit verliehen, den Instinkt zu überhören? Welcher wie auch immer geartete Gott hat gesagt, ich gebe Euch die Fähigkeit, Situation nicht aus dem Rückenmark, sondern mit dem Hirn zu bewerten? Hätte ich Gelegenheit, diese höhere Instanz zu treffen, ich würde auf Knien darum bitten, uns wieder Vernunft und Denken wegzunehmen und zu rein rückenmarksgesteuerten Wesen zurückzumutieren. Dann böte die Beurteilung einer Situation nicht mehr so unglaublich viele Irrwege, sondern es gäbe eine Aktion, eine Folge und gut ist gewesen. Dann könnten wir uns zwar immer noch empfindlich weh tun, wenn die Situation nur den Schluss „kämpf oder stirb“ zuließe, aber dann würde es Kampf geben, weil ich Kampf wollte und nicht, weil jemand dächte, ich will Kampf.

Ich glaube ich bleibe einfach freundlich. Denn wenn Aggression keinen Widerpart findet, muss sie im Sand verlaufen, oder? Eigentlich ist das zwar auch eine Art Aggression (Aggression durch fortgesetzte Freundlichkeit war mir eh schon immer die Liebste), aber sie gibt wenigstens nicht die Möglichkeit, eine Spirale aus Ärger und Frustration zu bilden. Da arbeite ich jetzt daran, vielleicht ist das die Aufgabe, die ich grade lernen muss. Wer weiß, wozu das gut ist.

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