Nachdem es hier fast ein Jahr lang praktisch ausschließlich um Stricken, Strickbücher und teilweise miese Verfassung ging, hab ich heute mal etwas zu einem Buch zu erzählen. Das ist ein Ding, das ich auf dem Weg irgendwohin in einem Bahnhofsbuchladen erstanden und sehr schnell mehrfach gelesen habe. Inzwischen macht es die Runde in meinem Bekannten- und Freundeskreis, weil ich es ziemlich entzückend finde. Denen gehts Gottseidank auch so.
Die Rede ist von "Deine Juliet", ein etwas dämlicher Titel für das wunderbare englische Original "The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society" von Mary Ann Shaffer und Annie Burrows.
Das Ganze ist ein Briefroman und spielt kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Eine in London lebende Kolumnistin bekommt eines Tages einen Brief von einem Menschen von Guernsey, der wie auch immer ein Buch mit ausgewählten Briefen von Charles Lamb bekommen hat, das ihr mal gehört hatte. Die Briefe haben ihm gefallen und er fragt sie, weil es doch "ausgewählte" Briefe geheißen hat, ob sie weiß, wie er die anderen Briefe bekommen kann.
Sie ist grade auf Lesereise, weil ihre Kolumne "Izzy Bickerstaff zieht in den Krieg" als Buch rausgebracht wurde und ausgesprochen erfolgreich ist.
Nunja, zwischen den beiden und anderen Mitgliedern des "Guernseyer Clubs für Literatur und Kartoffelschalenauflauf" entwickelt sich ein Briefwechsel. Wir lernen völlig skurrile Gestalten kennen, Menschen, die eigentlich gar nicht zusammenpassen, aber sich doch irgendwie zusammen gefunden haben. Hintergrund ist die deutsche Besatzung auf Guernsey und die Effekte, die sie auf alle Mitglieder hat. Juliet gerät mehr und mehr in diese Geschichte und auf Guernsey.
Viel mehr mag ich gar nicht erzählen, das muss man sich erlesen. Unbedingt erwähnenswert ist eine der weiteren Hauptfiguren, Juliets Verleger, der große schwule Bruder ihrer besten Freundin, der zwischendurch mal nach Australien abtaucht, irgendwann in Guernsey auftaucht, dort für jede Menge Wirbel sorgt und sich genauso in den Buchclub verliebt wie Juliet.
Was für mich das Buch besonders macht, ist diese fast unmögliche Mischung aus Leichtigkeit und Scherzen mit diesem wirklich brutalen Hintergrund des Krieges und der Besatzung. Die Autorin versteht es, die Figuren nicht schwarz oder weiß zu zeichnen, da gibts nicht das Klischee des bösen Deutschen und der armen Inselbewohner. Die alle haben eine eigene Geschichte, eine Identität und Würde. Obwohl das Ding manchmal fast kitschig ist, wird es dadurch für mich bemerkenswert.
Leider war Mary Ann Shaffer krank, deshalb hat ihre Nichte ihr bei der Fertigstellung des Buches geholfen. Shaffer starb kurz vor Veröffentlichung des Buches. Leider bedeutet dies, dass es nicht mehr Bücher von ihr geben wird. Ich hätte liebend gerne mehr gelesen.
After having written for almost an entire year only about knitting, knitting books and my partly shabby state I would like to talk about a book today. I found it in a bookshop at the railway station on the way somewhere, and read it since several times. At present it is handed around to friends and acquaintances, because I think it is enchanting. Thank god those who read it think so too.
I'm talking about "Yours Juliet", which is the slightly daft (translated) German title for the wonderful English original "The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society" by Mary Ann Shaffer and Annie Burrows.
It is a novel in letters and takes place shortly after World War II. Juliet, a columnist living in London one day receives a letter from a man from Guernsey. He came to a second-hand-book with selected letters of Charles Lamb, which had belonged to her. He liked the letters and wanted to know how, since it said "selected" letters, he could receive the others.
She is on a reading tour, because her column "Izzy Bickerstaff goes to war" has been published as a book and is quite successful.
Well, these two and other members of the Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society start a correspondence. We meet quite odd people, which should not be acquainted at all, but found together somehow. This all on the background of German occupation at Guernsey and the effects it hand on all members of the club. Juliet herself gets more and more into this history - and of course goes to Guernsey.
I don't want to tell you much more, you will have to read it. However, one of the main figures has to be mentiond, Juliet's editor, the big and gay brother of her best friend. He at times disappears to Australia preventing another author from drowning himself in alcohole, turns up at Guersey, raises heckles there and also falls in love with the literary club as Juliet does.
This book is special to me, because it succeeds to transport the almost impossible mixture of easiness and fun with the really cruel background of war and occupation. The author doesn't make the figures good or bad, there is not the cliche of the bad German and the poor islanders. They all have their history, identity and dignity. At times the story is a bit cheesy, but this makes it remarkable.
Unfortunately the Mary Ann Shaffer was ill, so her niece helped her finish the book. Shaffer died shortly before the book being published. This regretably means that there won't be more books of that woman. I would have loved to read more.
Adventskalenderspinnen bis Tag 6
vor 18 Stunden
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