Wenn ich mir die Woche in der Rückschau so betrachte, war Montag eigentlich gar nicht so schlecht. Immerhin habe ich da wenigstens nicht um halb sieben mein Büro betreten und deutlich nach neun Uhr verlassen. Und ich hatte noch die Hoffnung, dass die Woche besser wird. Inzwischen habe ich Urlaub und ein paar Hoffnungen mit Anlauf in die Tonne getreten.
Und einen mir lieben Menschen beerdigen geholfen. Nicht nur das, ich bin da hingegangen und vor lauter Hektik ist mir veritabel erst in der Leichenhalle bewusst geworden, dass diese Person nun nie wieder in meinem Leben vorkommen wird. Wie entmenschlicht muss jemand sein, so etwas im Vorübergehen zu erleben und weder Zeit noch Kraft zu haben, sich mit diesem Menschen und seinem Abschied wirklich zu beschäftigen und stattdessen abgehetzt und klammheimlich wieder zu verschwinden, um im Mäuserad des Daseins zu funktionieren?
Das ist etwas, das mir nicht so recht in Kopf und Herz will. Ich bin beileibe kein Mensch, der nach Höherem strebt, der versucht, im Mainstream mitzuschwimmen und das immer auf der größten Welle. Trotzdem erwischt es mich, das Schaulaufen um noch mehr Ansehen, noch mehr Erfolg, noch mehr Leistungsbereitschaft. Verkaufe ich meine Seele dafür? Bin ich noch zu retten? Hab ich noch genug Anstand im Leib, nein zu sagen nach dieser Hetze, diesem Zurückstellen aller menschlichen Regung für das, was man "beruflichen Erfolg" nennt? Ich meine, ich hab ein gutes Auskommen, bin - soweit ich das heute mit ein paar richtig miesen Erfahrungen im Ranzen sagen kann - erfolgreich in dem, was ich mache. Aber ist es das? Ist der Preis nicht zu hoch, wenn ich fragen muss, ob ich eigentlich noch meine eigene Integrität, meine eigenen Werte auf der Reihe habe, wenn ich in der Lage bin, sowas zu bringen?
Ich glaube, es ist ziemlich gut, dass ich dieses Wochenende damit verbringe, mich in eine Brigade von Umzugsleuten einzureihen und blöde Schränke zusammenzuschrauben. Wenn ich mal wieder meinen Körper spüre, fühle, dass ich lebe jenseits all dieses Schaulaufens um Erfolg und Anerkennung. Dann kann ich vielleicht zur Ruhe kommen und nicht mechanisch, sondern mit Bewusstsein eine Kerze für diese Frau anzünden, damit sie ihren Weg findet, wohin auch immer.
Looking back on this week Monday was not so bad after all. It was the day I didn't enter my office at 6:30 a.m. and left it after 9.00 p.m. And I still had the hope that this week would turn out to be better than Monday. In the meantime I had to forget about holiday - and some illusions.
And I helped burying a dear person. Not just that, I went there and in all the fuzz I realized only within the morgue that this person would never ever be part of my life again. How dehumanized does somebody have to be passing by something like that, not having time or strength to think about this person and her passing away and instead leaving exhausted and clandestinely in order to function within the treadmill of life?
That is something which refuses to enter my heart and brain. I'm really not the person which aspires to higher things or tries to dive within the mainstream, preferably on top of the wave. Still it hits me, this exhibition of more importance, more success, more commitment. Am I selling my soul for that? Have I gone mad? Do I still have enough guts in my belly to refuse, to say no to this hectic, this postponing all human impulse for something you call "professional success"? You know, I make a fair living; I am - judging from a point of having sufferend really nasty experiences - fairly successful in what I do. But is that it? Isn't the prize to high, if I have buy it with asking myself, whether I still know about my integrity and my values in life, when I'm capable of doing something like that?
I think it is okay that I'll be integrated this weekend into a brigade of people helping at a removal and screwing together some old cupboards. Maybe this will help me find my calmness again to make me able to - not mechanically, but conscientiously - light a candle for this woman to help her find her way, wherever to.
Adventskalenderspinnen bis Tag 6
vor 11 Stunden
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