Freitag, 27. Mai 2011

Mal wieder unterwegs | On the road again

Oder besser, eigentlich bin ich schon wieder auf dem Heimweg. Diesmal ist es kein Urlaub und damit ein viertägiger Interkontinentaltrip. Sowas passiert mir selten: Ich fange grade an, aus dem jetlag rauszukommen, da gehts schon wieder rückwärts. Und das Ganze ist anstrengend, aber sehr reich, voller Eindrücke, neuer Menschen, das Ganze in einer Sprache, die ich fünfzehn Jahre lang praktisch nicht gesprochen habe. Aber auch Sprachen verlernt man nicht wirklich, Gottseidank!

To be precise I'm on my way back home. This time it's not holidays and thus a four day intercontinental trip. I don't have something like this very often. Having just started to get out my jet-lag time is going backwards again. It's exhausting, but rich, full  of impressions and new people talking in a language I haven't used for almost fifteen years. But apparently you don't really loose languages, thank God!

Stricktechnisch ist die Zeit auf Reisen immer sehr produktiv. Ich habe jetzt Interkontinentalsocken. Die Socke, mit der ich bewiesen habe, dass man im Flieger stricken darf, ist jetzt fertig geworden. Sie entstammt zwei Kontinenten, einer Insel und einem Subkontinent: Angefangen hab ich das Ding im Flieger nach Ägypten ungefähr im Februar 2010. War aber eine blöde Idee: Muster war doof, Stricken war doof, Garn war irgendwie auch doof (ein Elastik-Garn von Regia). Ich hab bis zum Ende des Trips dran gestrickt und sie danach aufgezogen. Dann war erstmal fast ein Jahr lang Pause mit Elastiksocken.

Knitwise the time on trips is really a productive one. I'm now in posession of intercontinental socks. It's the pair I proved with that you're allowed to knit in planes. This pair was developed in two continents, an island and a subcontinent. I started knitting these socks while flying to Egypt about in February 2010. It was a bad idea, the pattern was daft, knitting was daft, the yarn somehow was daft too (some elastic sock-yarn of Regia). I knitted this sock until the end of the trip and then ripped it out. After that there was an almost year-long break with elastic socks.

Auf Guernsey hat das Garn 'ne zweite Chance gekriegt. Ich habe ein Muster gefunden, das ich mochte und auch für das Garn passend fand, Earl Grey von Stephanie Pearl McPhee, das ja auch schon ein Kollege von mir gekriegt hat. Auf dem Heimweg von Guernsey hab ich die erste Socke fertiggemacht und wie immer direkt die nächste Socke angeschlagen, dann aber irgendwie die Lust am Socken Stricken verloren.

I gave the yarn a second chance on Guernsey. I had found a pattern I liked and thought fit for the yarn, the Earl Grey by Stephanie Pearl McPhee, which I had used for the socks of a colleague. On my trip home from Guernsey I finished the first sock and as usual immediately cast on the second. But then I lost my liking for knitting socks temporarily.

Jetzt war das perfekt: Erst hab ich an einem Pamuya-Tuch rumgestrickt, aber irgendwie musste ich mich darauf zu sehr konzentrieren. Deshalb habe ich Socke Nr. 2 rausgezogen und in den Pausen während der Konferenz gestrickt. Ging ziemlich schnell, schneller als ich dachte. Ich werde sie heute im Flieger nach Hause tragen und das nächste Paar Socken anfangen. Wer weiß, wo mich die nächste Reise hinträgt. Vielleicht sollte ich solch ein Paar Socken vorhalten, die ich nur auf Reisen stricke und die möglichst viel von der Welt sehen sollen.

Now this was perfect: First I tried knitting a Pamuya-shawl but I had to concentrate too hard for it. So I retrieved Sock N°2 from my knitting bag and knitted it during conference breaks. Was a fast knit, much faster than I had expected. I will wear them during the flight tonight and cast on the next pair. We'll see, where my next trip goes to. Maybe I should store socks for such ocasions, which I only knit on trips and therefore get the opportunity to really see a lot of this world.

Foto gibts, wenn ich wieder einen gescheiten Fotoapparat zur Verfügung habe.

There will be pictures as soon as I'm back with my camera.

Dienstag, 24. Mai 2011

Die verstrickte Dienstagsfrage 21/2011

Wie persönlich soll Deiner Meinung nach ein Strickblog sein?
Bevorzugst Du reine Strickblogs, in denen allenfalls noch über verwandte Tätigkeiten (Spinnen, Weben, Färben etc.) berichtet wird?
Wie stehst Du zu Berichten über die Familie, Beziehungen, Problemen,Kindern?
Magst Du Blogs, in denen noch von anderen Themen die Rede ist, die nichts mit faserigen Hobbies zu tun haben?
Vielen Dank an Jinx für die heutige Frage!

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Einerseits möchte ich schon die Leute kennenlernen, die hinter den Gestricken sitzen. Andererseits finde ich zu breite Veröffentlichung von Privatem im Internet schwierig. Ich habe kein sonderlich gutes Gefühl dabei, wenn ich Bilder von Menschen mit ihren gesamten Familien sehe. Dafür finde ich das Internet schlicht zu weitläufig. Das Lesen solcher Informationen gehört dazu, ich interessiere mich ja auch für die Menschen in meinem Umfeld und nicht nur für deren Strickzeug.

Für mich selbst gilt, dass ich natürlich in meiner Beschreibung dessen ich selbst bleibe,  was ich ins Internet stelle. Gleichwohl bin ich tunlichst bemüht, Informationen über mich so spärlich wie irgend möglich zu halten. Denn meine Familienverhältnisse sind dann schon meine und gehören nicht in die Öffentlichkeit.

Manchmal entstehen Aufsätze, wenn mich etwas sehr beschäftigt oder traurig oder ärgerlich macht. Da hilft mir das "entpersonalisierte" Formulieren für den Blog zuweilen, damit klar zu werden. Und die zu formulieren macht mir viel Spaß, obwohl ich weiß, dass solche Gedankengänge streng genommen nicht hier rein gehören.

Samstag, 14. Mai 2011

Zwei von drei fertig | Two out of three done

Die Rowan-Jacke und der Balino-Pulli sind fertig. Sie haben beide ungefähr dieselbe Form und sind dennoch im Stil komplett unterschiedlich. Mir gefällt die Form sehr, vor allem für - im Fall von Lana Grossa Balino - Garne, die nicht von selbst Form geben.

The Rowan-cardigan and the Balino-pullover are done. They have basically a similar shape and still are entirely different in style. I like this shape a lot, especially - as is the case with Lana Grossa Balino - more sloppy yarns which don't give shape.

Dienstag, 10. Mai 2011

Ha! Funkioniert! | Yess! Works out well!

Gestern abend habe ich die Blende von der Summertweed-Jacke neu gemacht, nachdem sie mir am Wochenende viel zu weit geraten war. Und weil ich grade dabei war, hab ich die Blende dann gleich umhäkelt und Knöpfe drangemacht. Gefällt mir gut und passt auch gut. Jetzt noch zwei Dreiviertelärmel und ich habe eine neue Jacke, die sogar ziemlich schick aussieht. Ist Stricken nicht großartig?!?

Last night I re-did the edging of the Summertweed-Cardigan. My first attempt was much too big. And being at it I added a crochet border and buttons. I like that a lot and it fits well. Now knitting two three-quarter-length sleeves and I have a new cardigan which looks quite elegant after all. Isn't knitting great!

Dienstagsfrage 19/2011

Hast Du in einer schwierigen Lebenssituation Stricken schon mal als eine Art Therapie empfunden? Magst Du darüber erzählen?
Vielen Dank an Kerstin für die heutige Frage.


Einfache Antwort: nein, noch nie. Stricken erfüllt ganz viele Funktionen in meinem Leben, diese ist nicht drunter.
  • Ich genieße es unglaublich, nur eine Sache tun zu können oder zu müssen.
  • In schwierigen Lebenssituationen war das mein Mittel der Selbstversunkenheit und ist es bis heute geblieben. Selbst in Gesellschaft mit anderen Strickerinnen ist dieses Element da.
  • Stricken macht mich ruhig und ausgeglichener, verlangsamt das Surren im Hirn zum Rhythmus, mit dem ich eine Schlaufe durch eine andere Schlaufe ziehe.
  • Mit Strickzeug in der Hand lässt sich wunderbar runterkommen.
  • Wenns gut läuft, finde ich mich selbst kurz großartig, so in dem Gefühl, guck mal, haste fein hingekriegt. 
  • Ich liebe den kreativen Prozess, der ganz oft sehr, sehr langsam geht, immer wieder Schleifen erfordert, neues Nachdenken, neues Beschließen. Da entsteht etwas unter meinen Händen. Das finde ich nach wie vor unglaublich wunderschön fantastisch. Es gibt wirklich nichts Hektisches im Stricken.
  • Das wesentlichste Element: Mit Strickzeug in der Hand bin ich nie schlecht gelaunt, selbst wenn das nicht so tut, wie ich möchte. Ich weiß, ich komme dahin, wohin ich will, ich brauche nur Geduld und Durchhaltevermögen.
  • Wenn ich abends mein Strickzeug in die Finger nehme, ist das ein bisschen wie Aufatmen oder Heimkommen. Das funktioniert sogar, wenn ich in Gegenwart von Leuten stricke, die dieses Hobby bestenfalls seltsam, schlimmstenfalls uncool finden.

Samstag, 7. Mai 2011

Verrückte Verquickungen | Crazy Coincidence

Offensichtlich habe ich grade eine Oberteil-Phase. Und eine Raglan-von-oben-Phase. Und eine A-Form-Phase. Und eine rauhere-Garne-Phase. Und eine 4,5mm-Nadel-Phase. Und eine schnell-mach-Phase.

At present I seem to have sweater-phase. And a top-down-raglan-phase. And an a-form-phase. And a rougher-yarns-phase. And a 4-mm-needle-phase. And a quick-knit-phase. 

Okay, für den Pulli aus Lana Grossa-Balino (eine Baumwoll-Leinen-Mischung) gilt der letzte Punkt  nicht so wirklich. Das Garn war ein Geburtstagsgeschenk von einer sehr lieben Freundin - letztes Jahr. Ich habe viel damit experimentiert, bis ich bei diesem selbst ausgedachten Stück landete. Der obere Teil ist ja schon länger fertig, jetzt hat das Ding Ärmel und es geht an den unteren Teil. Im Foto sieht man das nicht, aber ich fand die Idee bei dem Simple Summer Top ziemlich genial. Deshalb habe ich das letzten Sonntag in furchtbarer Kleinarbeit und Rechnerei auch für diesen Pulli ausgerechnet, um die Streifen, die das Garn macht, durch ein bisschen Längsmotive zu unterbrechen. Ich mag Streifen nicht sooo gerne. Ich glaube, der wird ganz gut. Ich probiere natürlich dauernd und er passt jedenfalls.

Well, the latter doesn't apply really to the pullover out of Lana Grossa Balino, a cotton-linen-blend. The yarn was a birthday present from a dear friend - last year. I experimented a lot with it, until I ended up with this self-designed thing. The upper part has been done quite a while, last weekend it received the sleeves and now I'm doing the lower body part. You can't see it in the picture, I liked the idea of the Simple Summer Top and due to a lot of calculations last Sunday I'm repeating it with this sweater. The yarn makes sort of stripes and I wanted to break those with some lengthwise motif. I don't like stripes too much. Well, I think it will be well. Of course I'm trying it on a lot and it fits. That's a start for one thing.

Die Jacke aus Rowan Savannah ist eine Auftragsarbeit. Ich stricke nach dem Muster Hermia mit dem Beginn des Laceteils etwas weiter oben. Das Lace-Muster ist von dem Cardigan to Love. Das hat grade Pause, weil die Empfängerin das Teil erst probieren muss. Es geht ziemlich schnell und das Garn (94% Baumwolle, 6% Seide) verstrickt sich sehr gut. Es ist witzig gemacht: Einige Fäden Baumwolle mit dem Seidenfaden umwickelt. Fast wie Bändchengarn, nur nicht so sperrig. Mir gefällt das sehr gut.

The cardigan of Rowan Savannah is a commission again. I'm knitting Hermia with the lace-part starting a bit earlier than given in the pattern. The lace pattern is out of the Cardigan to Love. I can't knit on since the receiver will have to try it on to see, whether it fits. The yarn (94% cotton and 6% silk) knits up fine and quick. It is strangely made: some threads of cotton wrapped in a tiny silk strand. Almost like ribbon yarn, but not so difficult to knit. I like that a lot.

Das dritte Teil ist auch eine Jacke und ebenfalls selbst ausgedacht. Ich habe letzte Woche mein "Defizit-Gefühl" mit 600 Gramm Rowan Summer Tweed bekämpft. Ähm, oder ich wollte das Garn einfach endlich haben, nachdem ich  es monatelang im Wollknäuel bewundert hatte. Sollte eigentlich ein ärmelloses Oberteil werden. Ich war mir schnell darüber klar, dass das Teil glatt rechts gestrickt sein musste, also habe ich ungefähr tausend Oberteile angeschaut, bis ich wusste, was ich wollte: Eine ganz schlichte Jacke mit etwas weiterem kastigem Ausschnitt und A-Form. Das Garn (80% Seide, 20% Baumwolle) verstrickt sich extrem sperrig, die Nadeln quietschen und es ist etwas anstrengend. Das Resultat finde ich wunderschön und federleicht. Ich habe bis jetzt 250 Gramm verbraucht, das bedeutet, ich brauche keine 600 Gramm für die gesamte Jacke. Gestern habe ich noch entschieden, dass die Jacke ringsrum eine hellbeige Blende aus Krebsmaschen kriegt und beige Knöpfe, damit sie nicht ganz so schlicht aussieht. Vielleicht noch Taschen, keine Ahnung. Strickt sich unglaublich schnell, ich habe sie letzten Dienstag angefangen und könnte heute abend den Körper fertig haben.

The third thing is also a cardigan in my own design. Last week I had a slight deficit sensation and fought it successfully with 600 grams of Rowan Summer Tweed. Well, I just wanted this wonderful yarn after having admired it for months in my LYS. It was planned to be a sleeveless top and it became clear soon, that it would have to be knit in stockinette. So I looked at about 1000 sweaters until I knew what I wanted: A simple Cardigan with a slightly bigger square neck and a-form. The yarn (80% silk, 20% cotton) knits up extremely strangely, the needles creak when knitting and it's a bit exhausting. Still, the result is worth it, beautiful and light. At this stage it weighs 250 grams, which means, I won't need 600 grams for the whole cardigan. Yesterday I decided that the cardigan will receive a crocheted edging in beige and beige buttons, so it's not all too plain. Maybe pockets, we'll see. It knits up absolutely rapidly, I started it last Tuesday and might finish the body tonight.

Das vierte Oberteil, an dem ich arbeite, erfüllt alle oben genannten Kriterien bis auf die A-Form nicht: Es ist Leaving von Anne Hanson. Ich stricke das Ganze aus Karen Noe Summer Wind als Pullover. Das Garn ist traumhaft, 90% Baumwolle, 10% Kaschmir. Der Pulli wird in 3,5mm von unten nach oben gestrickt und macht viel Spaß. Foto gibts noch nicht, aber ich habe ein Problem mit der Farbe: Ich habe ein wunderbares Graublau gekauft, aber jetzt verstrickt ist es ein recht einfaches Himmelblau. Vielleicht wird das mein erster Färbeversuch, ich habe genug Garn, um mit einem Probeläppchen zu experimentieren.

The fourth sweater I'm working at doesn't meet any of the above mentioned criteria except becoming a sweater in a-form. It is Leaving from Anne Hanson. I'm knitting it in Karen Noe Summer Wind and it will be the pullover version. The yarn is wonderful, 90% cotton, 10% cashmere. The seweater is knitted bottom-up with 3.5 mm needles. It's a lot of fun. There is no picture yet, but I have a problem with the colour: I bought a wonderful greyblue, which looks a quite plain pale sky-blue when knitted. So this might become my first dyeing experiment, I've got enough yarn to try some swatches.