Dienstag, 10. November 2009

Dienstagsfrage 46/2009

Das Wollschaf fragt:
Ich fange ein neues Strickstück immer mit viel Enthusiasmus an - es ist einfach toll, neue Wolle anzustricken. Aber mit dem Fertigstellen hapert es bei mir noch, das fordert viel Durchhaltevermögen. Wenn dann mal etwas fertig wird, habe ich richtig Trennungsschmerz und bin traurig, dass es vorbei ist. Geht es Euch ähnlich?
Herzlichen Dank an Anke für die heutige Frage!

Wenn ich die Frage dreiteile, sind die Antworten folgende:

1. Ich finde es auch toll, neue Wolle anzustricken. Ich hab allerdings inzwischen so viel hier, dass ich es auch toll finde "alte" Wolle anzustricken. Manchmal ist es aber auch umgekehrt: Ich sehe ein Muster und will es stricken, da suche ich dann das, was dazu passen könnte. Gleichzeitig bin ich schon eher resistent gegen Neuanfänge, wenn ich schon drei Projekte habe, Weihnachten (beispielsweise) droht und ich drohe, mich zwischen Strickversuchen zu verzetteln. Dann mache ich erstmal was fertig. Da bin ich glaube ich ziemlich methodisch, wenn ich auch die Sachen nicht so recht vorplane, sondern eher denke, och, das könnte Spaß bringen, mache ich das mal. Aber grade wenn ich viel in der Pipeline habe, werden die Sachen sehr strukturiert "abgearbeitet". In anderen Situationen habe ich auf einmal keine Lust mehr auf ein Projekt (Thermal im Moment), da bleibt es liegen, bis ich wieder Lust darauf habe.

2. Wenn ich anfange und ein Projekt macht mir Spaß, dann kriege ich es auch fertig. Bei dem Aran Duffle beispielsweise habe ich große Teile mehrfach gestrickt und eine Woche voller Abende gebraucht, bis der ganze Killefitt fertig war. Manchmal kanns nicht schnell genug gehen, manchmal habe ich auch die Zeit, schön mit kleinen Steppstichen ganz vorsichtig einen Reißverschluss einzunähen. Da gibt es keine Regel, aber eigentlich (siehe die fertig 2009-Liste) wird es immer einfacher, die Sachen auch fertig zu machen. Hängt unter anderem damit zusammen, dass ich jetzt mehrere Möglichkeiten kenne, die Fäden direkt beim Stricken einzuweben, zu verfilzen oder russisch zu verbinden. Deshalb entfällt das letzte Fäden Suchen und das erleichtert die Sache erheblich. Vernähen und Zusammennähen finde ich gar nicht so schlimm, das ist der letzte Aufgalopp, bis ich wieder was in den Schrank tun kann.

3. Wenn ich mit einem Projekt fertig bin, das mich viel Nachdenken und Arbeit gekostet hat, habe ich oft ein leeres Gefühl. Als ich das erste Mal bei E. Zimmermann gelesen habe, dass sie einen extra aufwändigen Abschluss für ihre Tücher wählt, um sich langsam davon zu verabschieden, hab ich - ich gestehe - mir gedanklich an den Kopf gegriffen. Inzwischen kann ich das verstehen, habe ich dieses Jahr schon zweimal eine Woche gebraucht, um wieder etwas Neues anzufangen und mich nicht irgendwie komisch zu fühlen, weil ich auf nichts mehr Lust hatte. Traurig würde ich das nicht nennen, sondern das ist ein bisschen wie in Situationen, wenn ich eine aufwändige Veranstaltung organisiert habe, ein Haufen Arbeit reingegangen ist und ich am Ende zugucken konnte, wie alles wieder aufgeräumt wurde. Da konnte ich danach auch erst nichts mit mir anfangen - gleichwohl war ich sehr froh, dass es vorbei war. Das ist aber auch nicht immer der Fall, sondern nur dann, wenn ich unterwegs gemerkt habe, da ist mir etwas wirklich Gutes gelungen. So eine Fünf-Tage-Jacke wie Hermia fällt unter sowas eher nicht, das mache ich fertig, um etwas Neues beginnen zu können.

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