Samstag, 31. Januar 2009

Die verstrickte Dienstagsfrage 5/2009

Das Wollschaf fragt:

Was steht für Euch bei Eurem Hobby "Stricken" (Häkeln, Färben, Filzen...) im Vordergrund: Einfach der Spaß an der Freud', also frei nach dem Motto "erlaubt ist was gefällt und Spaß macht"? oderAbsoluter Perfektionismus bei der gesamten Herstellung der Handarbeit und der Anspruch auf ein optimales und perfektes fertiges Produkt? oder von beidem etwas - inwieweit? Sollte alles vollkommen harmonisch aussehen oder darf es auch total verrückt und individuell sein?

Wieder wird die Antwort mehr so philosophisch: ein optimales und perfektes fertiges Produkt gibt es nicht, nirgendwo im Leben. Da ist immer ein Haken, immer etwas, was noch besser zu machen wäre oder so. Sonst wärs ja auch langweilig, weil man sich nichts mehr Neues überlegen müsste. Man hätte die perfekte Pullover-Form, die perfekte Socke, die perfekte Jacke oder Mütze.

Abgesehen davon müssen sich Perfektionismus und Spaß an der Freude nicht ausschließen. Wenn ich etwas völlig abgefahrenes stricke (etwa eine himmelblaue Sau, weil mir langweilig ist), vernähe ich die Fäden trotzdem nadellang und gucke, dass beim Zusammennähen alle Füllwatte drin ist, das Gesicht lächelt und die Augen leuchten. Auch das ist Teil des Spaßes, das Gestalten, das zugucken, wie etwas wächst und gedeiht. Selbst die Erkenntnis, "okay, Nanika, das Gegenteil von gut ist gut gemeint, machs einfach nochmals" ist in Ordnung. Denn sie sagt, dass ich fehlbar bin, also etwa meine vorab gestrickte Maschenprobe grundsätzlich NIE zu der Maschenprobe im Strickstück selbst passt (obwohl ich immer eine groß genuge Maschenprobe stricke!). Und sie sagt, dass ich es besser machen möchte, mich nicht mit einem Teil zufrieden geben möchte, das fertig ist und aussieht, als hätte ein Hund versehentlich Gummibärchen verdaut.

Gleichzeitig habe ich insofern keinen Perfektionismus, als ich überhaupt jetzt erst anfange, nach Mustern zu stricken. Die werden eigentlich nie so, wie ich das will, also suche ich mir die Finger wund in Ravelry und rechne mir dann mein Teil doch selbst aus und stricke es so, wie es mir gefällt. Da gibts dann schon zuweilen eine höchst interessante Armkugel (ich trage grade eine), weil ich es mit dem Schlabberlook übertrieben habe und alles unter der Armkugel sich unter den Armen ballt. Aber das sind dann Sachen, die ich gerne und oft daheim trage und mit denen ich mich bequem und wohl fühle.

Deshalb stellt sich für mich die Frage zwischen verrückt und individuell und perfektem Farbspiel gar nicht. Ich hab heute einen wunderbaren harmonischen, komplett regelmäßig gestrickten Fair Isle Pullover bei Ravelry gesehen, dessen zentrales Motiv ein Totenkopf war (Ravelry-LINK). Und dann gibts wieder perfekt gestrickte Teile, die meines Erachtens aussehen wie die Unterseite eines mittelgut gepflegten Rauhhaardackels (Beispiel: Ravelry-LINK). Das ist Geschmackssache, da lässt sich nichts verallgemeinern. Ich jedenfalls stricke aus Spaß an der Freude und weil ich inzwischen genug Erfahrung damit habe, wie ich meine Sachen stricken muss, dass sie mir passen und nicht etwa peinlich sind, sondern in denen ich mich unglaublich wohlfühle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Du kannst auch ohne google-Konto kommentieren. Einfach bei Identität "Name/URL" oder "Anonym" wählen, dann geht das. Und ich veröffentliche natürlich alles außer echtem Spam.