So langsam wird es Zeit, sich ein
bisschen mit meinen Erlebnissen in Shetland zu befassen. Ich habe
natürlich jede Menge Bilder und Geschichten, zu viel für einen
Blogbeitrag. Deshalb ist das der Auftakt von mehreren Posts. Vieles
davon ist vor allem atmosphärisch oder thematisch, weniger
chronologisch. Es gibt unglaublich viel zu sehen und allein Mainland
hat sehr unterschiedliche Gesichter. Oft habe ich einfach vergessen,
Bilder zu machen, weil ich grade so arg am Gucken war. So kommt ein
etwas patchworkartiges Gebilde zusammen. Ich habe beschlossen, ich
fahre wieder hin, und das nicht nur, um ein paar der weißen Flecken
aufzufüllen.
Was gibt es über die Inseln zu
erzählen? Nunja, sie sind groß. Viel größer, als man so denkt,
wenn man sie als kleinen Punkt auf der Landkarte sieht. Mainland ist
nach Großbritannien, Irland, Lewis/Harris und Skye die fünftgrößte
Insel des Vereinigten Königreichs. Ich bin auf Mainland, Yell und
Unst in den zwei Wochen über 1000 Kilometer gefahren und hab einiges
erwandert.
What can I tell about these islands?
Well,they are big. Much bigger than you reckon when seing the little
specks on the map. Mainland is the fifth largest island of the United
Kingdom, following Great Britain, Ireland, Lewis/Harris and Skye. I
was on Yell, Unst and Mainland and drove some 1000 kilometres in my
two weeks and I hiked quite a bit.
Reisen geht langsam in Shetland. Es
gibt eine Autobahn von Süden nach Norden und eine von ungefähr
Lerwick nach Westen. Diese zwei Straßen, A 970 und A 971, sind
zweispurig, ansonsten sind die Straßen einspurig mit so niedlichen
Ausweichdingern. Wenn also ein Auto entgegen kommt, was jetzt nicht
sooo häufig passiert, fährt man in solch eine Ausbuchtung, wartet,
bis das Auto vorbeifährt, grüßt freundlich und fährt selbst auch
weiter. Maximalgeschwindigkeit ist 80 km/h auf der Autobahn, sonst
ist es sehr sinnvoll, angemessen langsam zu fahren.
Travelling is slow in Shetland. There
is a motorway from South to North and another about from Lerwick to
the West. These two roads, A970 and 971, have two tracks, all other
roads are singletracks with cute little pass by bits (believe it or
not, I drove by endless signs saying what they're called, but I
simply forgot the word). So, if a car comes, you drive into one of
those things, wait until he or she passes, then you greet friendly
and go on. Maximum speed is 50mph on the motorways, else it is wise
to drive appropriately slow.
Okay, für mich selbst war Linksfahren
ein kleines Abenteuer. Ich bin vor 30 Jahren zum letzten Mal auf der
anderen Seite des Autos gesessen und hatte nicht mehr in Erinnerung,
wie merkwürdig das Schalten mit der linken Hand ist. Kreisverkehr,
Ausweichen, Abbiegen, alles kein Thema, aber der 3. und 4. Gang haben
sich konsequent versteckt, so dass vor allem am ersten Abend mein
Auto entweder das put-put zu niedertourigen Fahrens oder das Geschrei
zu hochtourigen Fahrens von sich gegeben hat. Okay, ich gestehe, es
macht auch gar kein schönes Geräusch, wenn man statt des 4. Ganges
in die Nähe des Rückwärtsgangs kommt; ist mir nur zweimal
passiert, schön wars nicht. Das nächste Mal würde ich Automatik
vorziehen, aber ich habe mich dran gewöhnt.
Well, left-hand driving was a bit of an
adventure for me. The last time I did that is some 30 years ago and I
couldn't recall, how awkward it felt to change gears with your left
hand. Roundabouts, passing by, turn left or right, all that was no
trouble at all. But the third and fourth gear constantly hid from me,
so that mainly in the first evening my car made the deep putputting
sound of too low-speed driving or the shriek of too high-speed
driving. Well, I confess, there's also not a very pleasant sound,
when you try to reach the fourth gear and accidentally try to hit the
reverse. It happend twice to me, wasn't pretty. Next time I'll go for
an automatic, but I got used to it in the end.
Lerwick, meine Heimatstation und
Hauptstadt Mainlands, ist ein schönes Städtchen mit Hafen und
Bergen drumherum. Es hat wunderschöne alte Häuser, eine
schnuckelige Fußgängerzone, einen Hafen, in dem einmal die Woche
ein fettes Schiff aus Norwegen einläuft, das aussieht, als wollte es
ganz Lerwick mitnehmen. Ich bin mehrfach durch die Stadt gestreift,
einfach, weil sie so schön war. Am letzten Abend habe ich noch eine
Ecke gefunden, wo ich zumindest ein etwas überblicksmäßigeres Bild
von Lerwick machen konnte.
Lerwick, my homestation and the capital
of Shetland, is a nice little town with a harbour and surrounding
hills or mountains. It has beautiful old houses, a cute pedestrian
area, a harbour, where once a week a huge ferry from Norway arrives,
which looks as if it would like to take along the whole city. I
strolled through the town a lot, simply because I liked it so much.
In my last evening I found a spot, where at last I was able to take a
picture that shows a good part of Lerwick.
In Lerwick habe ich zwei Museen
besucht, das Shetland Museum und Archive und das Shetland Textile
Museum. Davon später in dem Strickbeitrag.
In Lerwick are two museums I visited,
the Shetland Museum and Archive and the Shetland Textile Museum. But
more about that in a later post.
Was gibt es noch allgemein zu dem
Plätzchen zu erzählen? Nunja, das Wetter ist, sagen wir mal,
interessant. Ich wusste, dass es den Spruch gibt, Shetland hat alle
vier Jahreszeiten – jeden Tag. Die ersten zwei Tage dachte ich,
nicht schön, regnet dauernd. Die Landschaft war trüb und irgendwie
grau. Danach wurde das Wetter deutlich besser, was bedeutet, es hat
nicht nur jeden Tag geregnet, sondern auch jeden Tag die Sonne
geschienen. Dann wird die Insel plötzlich warm und schön und es
gibt die unterschiedlichsten Farben. Mein bester Freund war daher die
Wettervorhersage, denn ich kann das Wetter da oben nicht "lesen".
Wetterumschwünge sind sehr schnell, die einen Minute strahlend
blauer Himmel, fünf Minuten später gilt es, in Windeseile den
Regenumhang (auch genannt Ganzkörperkondom) überzuwerfen und sich
möglichst nicht an Klippen aufzuhalten, weil Regen und Wind sich mal
wieder treffen. Entsprechend bin ich mehrfach durch große, dicke
Regenbogen gefahren und fühlte mich zwischendurch ganz klein in dem
Wetterdurcheinander.
What more is there to tell about this
spot generally? Well, the weather is, let's say, interesting. I knew
that there is the saying, Shetland has all four seasons – every
day. The first two days I thought, not nice place, rains constantly.
The landscape was dimmed and somehow grey. Then the weather
brightened up, i.e. there wasn't just daily rain, but also daily
sunshine. Then the island is suddenly warm and beautiful and full of
colours. So my best friend was the weather forecast, me not being
able to „read“ the weather up there. Changes come quick, one
minute you have a beautifully blue sky, five minutes later you have
to rapidly get your rain coat on (mine's called the body condom) and
try not to be near the cliffs, since rain and wind usually come
together. So I more often than not drove through beautiful rainbows
and felt very tiny in this weather confusion.
Ein weiteres Element ist mir auf der
Reise sehr in Erinnerung geblieben: Shetland ist gefährlich. Jawohl,
gefährlich. Jedenfalls für mich. Okay, richtig ernst meine ich das
nicht, aber ich hatte schon ein paar kitzlige Situationen.
- Wenn man in ein Karnickelloch tritt, fällt man hin. Wenn man durch eine Karnickelsiedlung läuft, fällt man mehrfach hin. Meist ist der zweite Sturz der, der die Hose dreckig macht.
- Wenn man durch grünes Gras läuft, gibt’s nasse Füße, weil grünes Gras meist Moor oder Sumpf bedeutet. Und wenn man nicht aufpasst, gibt’s auch nasse Socken, weil unter dem nassen Zeug ein Loch ist. Gestürzt bin ich da Gottseidank nicht.
- Es gibt keine Wanderwege. Das bedeutet, man sucht sich eine Ecke aus und läuft los, nicht etwa geschützt, sondern wie man halt will. Und ich habe ständig irgendwo an einer Klippe gestanden, bin an einem Berghang langgelaufen, wo ich letztes Jahr noch die Vollpanik bekommen hätte, musste Umwege gehen, weil eine Schafherde irgendwo graste und ich nicht stören wollte. Es ist zwar grundsätzlich erlaubt, dass man auch über Privatgelände in Form von Feldern und Wiesen geht, wo Viecher weiden, aber ich bin ja mehr so ein kleiner Feigling und wollte dann doch die Schafe nicht – ähm – auf mich aufmerksam machen.
- Egal, was ich angeschaut habe, Clickimin, Jarlshof, Scalloway Castle, Ald-Lunna-Kirk und anderes, es gab immer irgendwelche Ecken, die hoch oben lagen und für mich nur bedingt erreichbar waren. Treppen, schmale Wege ohne Geländer, Grashügel, die sanft nach oben ziehen und von oben auf einmal steil nach unten zeigen, lauter so Zeug. Wandern und Besichtigen war entsprechend ähnlich langsam wie Autofahren, dafür sehr anstrengend fürs Gemüt. Rauf geht ja immer noch, runter bin ich teils rückwärts gelaufen, um nicht dem Grauen ins Gesicht schauen zu müssen. Aber ich hab nicht gekniffen, das ist schonmal eine sehr, sehr gute Nachricht (an dieser Stelle Grüße und Dank an meine Klinik, der Hochseilgarten hat sich gelohnt, Freunde!)
Well, something else has stuck with me
from this journey: Shetland is dangerous, my friends, very dangerous.
At least for me. Okay, I'm not totally serious about that, but I did
have some tricky situations:
- If you tread into a rabbit hole, you fall over. If you hike through a rabbit settling, you fall over several times. Usually the second fall makes your trousers filthy.
- If you hike through green grass, your feet will get wet, because usually green grass means bog or fen underneath. And if you don't pay attention, there will also be wet socks, because there is a hole underneath the wet stuff. I didn't fall over there. Fortunately.
- There are no hiking trails. This basically means, you pick a spot to hike and just go ahead, not protected, but just as you like. So I went close to some cliffs, along hillslopes, where last year I would have panicked, went detours, because there grased some sheep flock, which I didn't want to disturb. Basically it is allowed to go through private property, where there are sheep, but I'm some chicken and didn't want, well, to draw attention to myself.
- Anywhere I went to sightsee, Clickimin, Jarlshof, Scalloway Castle, Ald-Lunna-Kirk and what not, there were always spots, which were too high up for me to reach. Stairs, small trails without a handrail, grashills, which draw up softly showing you a steep down suddenly, stuff like that, all the time! So hiking and visiting places was about as slow as driving, and quite exhausting. It's okay to go up, but in some spots I went down backwards in order not to have to look the terror in the face. But I didn't duck out, that's a very, very good news (at this point a huge thank you and greets to my clinic, I didn't do the high ropes course for nothing, my friends!).
Immerhin, nach dem etwas verregneten
Start habe ich mich sehr wohl gefühlt, auch wenn ich mir manchmal
die eine oder andere Bank zum Ausruhen und/oder Stricken gewünscht
hätte.
So, after the somewhat rainy start I
felt very well there, although at some places I missed the one bank
or other for me to just take a rest and knit a bit.
Später mehr.
More to come later.